Die Seele schwingt in den Farben des Lichts
Ein Aufsatz über die Farben in uns © Jörg C. Zimmer
(Länge: 12 DIN A4-Seiten)
Theoretischer Hintergrund für das Seminar:
"Die Psyche im Spiegel der inneren Farben"
Von dem expressionistischen Maler Emil Nolde, der ein Farben-Maler par excellence war, stammt der einfache und doch vielsagende Satz: „Farbe ist Kraft, und Kraft ist Leben“.
Nimmt man diese schlichte Äußerung wörtlich, dann wäre die Farbe nicht nur der besondere Glanz an der Oberfläche der Dinge, sondern wäre gleichbedeutend mit unserer Lebenskraft.
Von Vincent van Gogh gibt es eine ähnliche Äußerung über die Farben, indem er sagt, es ginge ihm darum, „in der Farbe das Leben zu suchen“. Und weiter sagt er: „Es ist im Malen etwas Unendliches. … In den Farben sind verborgene Dinge, die durch sie selber wirken, und die man durch kein anderes Medium ausdrücken kann. … Die Gesetze der Farbe sind unsagbar herrlich.“
Nicht weniger entschieden empfindet der Maler Paul Klee die Entsprechung vom Erleben der Farben und dem seelischen Leben. Auf seiner berühmt gewordenen ‚Reise ins Licht‘ nach Tunesien schreibt er in sein Tagebuch: „Es dringt so tief und mild in mich hinein, ich fühle das und bin so sicher … Die Farbe hat mich, ich brauche nicht mehr danach zu haschen. Sie hat mich für immer. Das ist der glücklichen Stunde Sinn: Ich und die Farbe sind eins.“
Ich und die Farbe sind eins – das hieße auch: Ich selbst lebe in Farben. Oder anders gesagt: So wie die Farben als Kräfte wirken, so erlebe ich auch meine eigenen Kräfte.
Schließlich will ich noch den Maler Paul Cezanne zitieren, der in den Farben ebenfalls eine Entsprechung mit unserem Leben sieht, indem er sagt: „Die Natur ist nicht an der Oberfläche, sie ist in der Tiefe. Und die Farben sind der Ausdruck dieser Tiefe an der Oberfläche. Sie steigen aus den Wurzeln dieser Welt auf. Sie sind ihr Leben.“
Auf unsere Psyche übertragen, hieße dieser Satz: „Die Natur unserer Psyche ist nicht an der Oberfläche, sie ist in der Tiefe. Und die Farben sind der Ausdruck dieser seelischen Tiefe an der Oberfläche. Sie steigen aus den Wurzeln der inneren Welt auf. Sie sind ihr Leben.
Den Äußerungen dieser Maler ist eine Idee oder Erkenntnis gemeinsam: Die Farben entsprechen Kern-Kräften unserer Psyche, die aus einer unbewussten Tiefe aufsteigen und unser Fühlen, Denken, Handeln und Werden auf spezifische Weise in Kraft setzen.
Diesen Gedanken müssten wir noch genauer nachgehen und uns fragen: Haben unsere seelischen Kräfte wirklich eine Entsprechung zum Erlebnis der Farben? Oder ist die Übereinstimmung zwischen dem Farbenerleben und dem Erleben unserer selbst nur eine Phantasie?
Beginnen wir mit der Frage: Wo und wie entsteht überhaupt das Phänomen der Farbe? Gehören die Farben zur äußeren Welt, oder gehören sie zu unserer inneren Welt, in der wir sie fühlend und wirkend erleben?
Unserer sprachlichen Gewohnheit nach gehören die Farben in die äußere Welt, denn wir sagen ganz selbstverständlich: „Der Himmel ist blau. Das Blut ist rot. Die Sonnenblume ist gelb. Ein Veilchen ist violett. Im Mai werden die Bäume grün. Der Sonnenuntergang leuchtet orange…“
Demzufolge wären die Farben so etwas wie der Glanz oder Anstrich der sichtbaren Welt. Gewöhnlich verstehen wir die Farben auch in dieser Weise, wir haben sie ja ‚scheinbar‘ vor unseren Augen. Doch das ist ein Irrtum! Die Welt ist gar nicht farbig. Wir selbst sind die Schöpfer der Farben, wir sehen sie gewissermaßen ‚augenblicklich‘ in die Welt hinein. Die Farben der Welt sind nicht vor unseren Augen, sondern in unseren Augen – denn unsere (inneren) Augen haben in Verbindung mit unserem Gehirn die Fähigkeit, Lichtstrahlen in das Erlebnis von Farben zu verwandeln. Wir transformieren Licht-Schwingungen, je nach Welle und Frequenz, in verschiedene Farben. Was wir sehen ist ein Schein: nur schein-bar sind die Farben vor uns in der Welt. Wir preisen zwar die Farben der Natur, doch eigentlich sind wir ihr Schöpfer!
Daraus lässt sich folgern: dann müssen wir selber farbig sein. Wir müssen farbige Kräfte, farbige Talente und farbige Sinne haben, denn wir können damit die Welt verwandeln.
Ein Beweis für die Tatsache, dass wir die Erfinder und ‚Empfinder‘ der Farbe sind, ist der Farbenblinde. Denn dem fehlen die farbsensorischen Sehstäbchen (die man auch Purpur-stäbchen nennt), die diese Licht-Transformation bewirken. Ein Farbenblinder sieht die Welt, wie sie eigentlich ist. Er sieht sie in Abstufungen von Helligkeiten, die von den Objekten unterschiedlich reflektiert werden. Der Farbenblinde sieht die Welt objektiv – wir anderen illuminieren die Welt, indem wir die unterschiedlichen Lichtstrahlen in unterschiedliche Farben verwandeln – und das bis in die feinsten Nuancen hinein! (Unser Auge kann etwa tausend Farbmischungen unterscheiden.) Im Akt des Sehens transformieren wir die von den Objekten reflektierten Lichtstrahlen – je nach Wellenlänge und Schwingungsfrequenz – in die entsprechenden Farben und Farbmischungen.
Die Lichtstrahlen, die von den Blättern eines Baumes reflektieren, verwandeln wir in die Farbe Grün. Das hat die Natur so festgelegt. Es ist gewissermaßen so, als würde der Baum uns sagen: Sieh mich grün! Das empfinden wir auch als sinnvoll, denn die Farbe Grün passt zum Wesen der Vegetation, die wir mit der Idee einer Wachstums-, Werde- und Entwicklungskraft verbinden. Wir sind auch einverstanden mit der Farbe des Blutes, denn das Rot empfinden wir als eine dynamisch bewegliche Lebenskraft, die in besondere Wallung gerät, wenn unsere Aktivität bis hin zu Angriff und Kampf gefordert ist.
Wie sinnvoll wir über die Farben mit der Natur kommunizieren, begreift man sofort, wenn man die farbigen Botschaften in der Vorstellung mal vertauscht. Dann würde z. B. aus unseren Adern grünes oder gelbes Blut fließen und unsere Wälder würden in einem Rausch von Rot erstrahlten. Auch die Vorstellung von grünen Feuersbrünsten oder violettem Sonnenlicht empfänden wir als total verwirrend. (Experimente der Farbenforschung haben ergeben, dass wir solche Farbenverrücktheiten auf Dauer gar nicht aushalten würden.) Die Schöpfung hat uns über den Farben-Sinn in harmonischer Weise auf die Erscheinungen der Natur eingestimmt. Wir schwärmen für gewisse Naturphänomene, obwohl wir selber die Schöpfer ihrer als ‚stimmig‘ erlebten Farben sind.
Lassen Sie uns einen Schritt weitergehen und uns fragen: Sind wir überhaupt auf Lichtstrahlen von außen angewiesen, um ein Bild und ein Erlebnis von Farbe zu haben?
Natürlich sind wir es nicht – und den Beweis dafür können wir uns selber verschaffen. Wir können die Augen vor der Welt verschließen und in unserem Inneren noch intensivere Farben als die Farben aus der Natur sehen, denn die Farben entstehen dabei ohne äußeren Anreiz direkt in uns selbst. Wir sind in vieler Hinsicht geniale Farben-Schöpfer: Wir können Farben imaginieren, können sie fühlen, empfinden, träumen, malen und können unsere Farben-Empfindungen in Klangmalereien übertragen.
Wir brauchen das äußere Licht-und-Farben-Spiel gar nicht. Dennoch kann es eine geradezu magnetische Lust auf die Farben-Reflexe der Natur hervorrufen. Wir schwärmen von exotischer oder ‚magischer‘ Farbenpracht und sind doch selber die ‚prächtigen Magier‘.
Auch unsere Sprache erinnert uns daran, dass eigentlich nicht die Welt, sondern wir selber ein Farben-Phänomen sind und dass unsere Gefühle und Empfindungen im Einklang mit den Farben leben. So variiert die Blues-Musik die Gefühlstönungen von BLAU, die wir auch in der ‚blauen Stunde‘ eines melancholischen Nachmittags erleben. Und wenn wir durch alkoholische Einwirkung vollends in einem ‚blauen‘ Zustand versunken sind, erleben wir, wie verhängnisvoll es sein kann, wenn man von einer einzigen ‚Farbschwingung‘ dominiert wird. Dann merken wir, dass zu einem inneren Gleichgewicht ein ausgeglichenes Zusammenspiel aller Farben des Licht-Spektrums gehört (- wir werden später noch darauf zu sprechen kommen).
Wer vom traumhaft tiefen Blau beseelt ist, wird sich vielleicht auf die Suche nach der ‚Blauen Blume‘ der Romantik machen. Und wer Illusion und Wirklichkeit im alles verschmelzenden Blau nicht mehr trennen kann, wird womöglich sein ‚blaues Wunder‘ erleben. Oder wer aufgrund seiner ‚Blauäugigkeit’ nicht das unter-scheidende scharfe Rot aktivieren kann, das ihn zum ‚scharfen‘ Denker mit geschärftem Blick für die ‚harte‘ Realität machen kann, der muss einen bitteren Preis für seine Einseitigkeit zahlen.
Doch zu viel von der ‚roten‘ Pracht wäre auch nicht das Wahre, denn wer nur noch Rot sieht, wird zu einem aggressiven Scharfmacher, vor dem ein sanftmütiges ‚blau‘ gestimmtes Gemüt in Deckung ginge. Wenn man in so einem Fall, begleitet von einem ‚goldigen‘ (also goldgelbem) Lächeln, die ‚goldene Mitte‘ finden könnte, wäre man als ‚verbindlicher‘ Harmonie stiftender Mensch natürlich ‚goldrichtig‘.
Erst die Drei-Einigkeit der drei Grundfarben BLAU-ROT-GELB schafft Harmonie im Leben. Der Volksmund sagt es: Alle guten Dinge sind drei. Aus der Trinität der drei GRUNDFARBEN mischen sich (in unendlich vielen Variationen) sämtliche Farben (und Farbtönungen) dieser Welt.
Noch häufiger als die Assoziationen mit den Farben erscheinen in unserer Sprache Vergleiche mit dem hellen klaren und strahlenden LICHT, wie z. B. in dem folgenden Satz: Welcher Mensch wäre nicht gerne ein heller Kopf, der seine ein-leuchtenden Ideen den Anderen so klar vermitteln kann, dass denen ein Licht aufgeht und er ihnen als ein blendender Geist mit einem sonnig strahlenden Gemüt er-scheint.
- Auch wenn wir in unserer Sprache viele Assoziationen mit Licht und Farbe finden, vermittelt das nur einen sehr blassen Schimmer von der Bedeutung der Licht-Farben in uns selbst. Denn bei näherem Hinsehen haben die (sechs) Farben-Energien eine so fundamentale und alles durchdringende Bedeutung für unser Fühlen, Denken und Handeln, dass es eher verwunderlich ist, dass wir in unserer Sprache so wenig ‚Farbe bekennen‘. Das liegt darin begründet, dass das innere Licht und seine Farben aus einer so tiefen und unbewussten Quelle entspringen, dass wir sie nur selten wirklich wahr-nehmen.
Richten wir den Blick noch einmal auf das innere Licht und seine Farben: Wir können Farben mit geschlossenen Augen sehen und imaginieren und dies sogar intensiver, als wenn wir Lichteindrücke von außen aufnehmen. Wir können im tiefen Schlaf liegen und im Traum wunderbare Farbenerlebnisse haben. Oder wir versenken uns in eine tiefe Meditation und erleben dabei ungeahnte Farbenvisionen.
Mein tiefstes Farbenerlebnis hatte ich mal in einem Aschram in einer Meditation, die auf ein längeres Mantra-Singen erfolgte: Wir hatten in einer großen Gruppe eine Stunde lang mantrische Gesänge und Klänge gesungen, die die energetischen Chakren des Körpers in Schwingung versetzen. Am Ende trat ein vollkommenes Schweigen ein, und man versenkte sich in eine tiefe Meditation. Und nun erlebte ich überraschend, wie aus der Tiefe meines Inneren ein wunderbares Farbenspiel emporstieg: Wie aus einer unerschöpflichen Quelle stiegen Phantasiegebilde, die wie rasch wachsende exotische Blumen aussahen, in mir auf, lösten sich wieder auf und verwandelten sich auf fließende Weise in immer neue blumenartige Formgebilde, die in wechselnden Farben leuchteten. Die wirkungsvollen Mantra-Klänge hatten sich in KLANG-FARBEN verwandelt. Der hörende Klang-Sinn war auf den sehenden Farben-Sinn übergesprungen. (Unsere Sprache weiß von diesen Zusammenhängen, indem wir von Farb-tönen und von Klang-farben sprechen.)
Aus den bisherigen Überlegungen können wir schließen: Die Farben entstehen nicht in der äußeren Welt, sondern in uns selbst. Wir sind ihre Schöpfer! Wir sehen die Farben in die Welt hinein, indem wir äußere Lichtstrahlen in uns in Farben und ihre Mischungen verwandeln. Auch wir selbst sind in unserem Inneren Licht und Farbe – auch wenn der ‚seelische Himmel‘ über unserer eigentlich ‚leuchtenden Natur‘ oft verhangen oder gar verdüstert ist. Wären wir ‚durchlässiger‘ und empfindsamer für die selbstschöpferischen energetischen Kräfte in uns, würden wir auch stärker und spürbarer von ihnen belebt und ‚beseelt‘ sein. Wie unglaublich ‚kreativ‘ und unerschöpflich diese Licht-und-Farben-Quelle in uns sein kann, zeigt das folgende Beispiel:
Jacques Lusseyrant und „Das wiedergefundene Licht“
Die Erkenntnis, dass die Kraft und Wirkung von Licht und Farbe geradezu ein Inbegriff unserer schöpferischen Natur ist, findet man in der Autobiographie von Jacques Lusseyrant dargestellt, der das Schicksal hatte, als Kind im Alter von acht Jahren durch einen Unfall zu erblinden. Er erlebte danach so etwas wie das Erwachen seiner inneren Licht-Kräfte. Jacques Lusseyrant war eine erstaunliche Persönlichkeit: Als blinder Jugendlicher beteiligte er sich im besetzten Frankreich an der Resistance gegen die Nazi-Besatzung; er kam ins KZ-Buchenwald und überlebte. Er ‚las‘ und hörte als Blinder die Weltliteratur und wurde schließlich Universitäts-Professor für französische Literatur im Staat Virginia der USA.
Das Geheimnis seiner inneren Stärke und seiner unglaublich kreativen Einbildungskraft war seine unmittelbare Vertrautheit mit dem inneren Licht und den inneren Farben. In seinem autobiographischen Buch „Das wiedergefundene Licht“ schildert er, wie er Licht und Farbe und ihre inspirierende Energie erlebte:
„Die Sehenden sprechen immer von der Nacht der Blindheit, und das ist von ihrem Standpunkt aus ganz natürlich. Aber diese Nacht existiert nicht. Zu keiner Stunde meines Lebens – weder im Bewusstsein noch in meinen Träumen – riss die Kontinuität des Lichts ab. Ohne Augen war das Licht weit beständiger, als es mit ihnen gewesen war. … Ich sah eine Welt, die ganz in Licht getaucht war, die durch das Licht und vom Licht her lebte.
Auch die Farben, alle Farben des Prismas, bestanden weiterhin. Für mich – das Kind, das so gern zeichnete und malte – war das ein solch unerwartetes Fest, dass ich Stunden im Spiel mit den Farben zubrachte, und das konnte ich umso besser, als diese jetzt fügsamer waren.
Das Licht breitete seine Farben auf Dinge und Wesen. Mein Vater, meine Mutter, die Leute, denen ich auf der Straße begegnete oder die ich anstieß, sie alle waren in einer Weise gegenwärtig, wie ich es niemals vor meiner Erblindung gesehen hatte. Diese Farben prägten sich als ein Teil von ihnen genau so tief ein, wie es ihr Gesicht vermocht hätte.
Freilich waren die Farben nur ein Spiel, während das Licht für mich der Grund des Lebens war. Ich ließ es emporsteigen wie Wasser in einem Brunnen, und ich freute mich ohne Ende.
(Und in einem zweiten Buch „Das Leben beginnt heute“ heißt es:) Die Augen schaffen die Farben … Ich sage diese Dinge, weil sie zu wenig bekannt sind; und wenn sie von einem Blinden gesagt werden, finden sie vielleicht etwas mehr Beachtung. Die Augen machen die Farben. Ich meine damit natürlich nicht die physischen Augen. Diese beiden verschwommenen und schwachen Organe im Vorderteil des Kopfes sind schließlich nur Spiegel. Auch wenn die beiden Spiegel zerbrochen sind, leben die Augen weiter.
Die wirklichen Augen, von denen ich sprechen möchte, arbeiten in uns. Das Sehen ist ein Grundvorgang des Lebens, der unabhängig ist von den physischen Werkzeugen, derer er sich bedient und der unzerstörbar ist.
Sehen ist eine Lebensströmung, die vor der Betrachtung eines Objekts, vor jeder äußeren Bestimmung in uns angelegt ist...
Wenn uns das innere Licht – und damit die Farben – nicht zuerst gegeben worden wäre, könnten wir niemals die Farben der Welt bewundern. Das weiß ich seit 25 Jahren, seit ich blind geworden bin.“
Ich will hier an einige Kern-Sätze von Lusseyrant weitere Gedanken anschließen:
So sagt er: „Auch die Farben des Prismas bestanden weiterhin. Die Farben waren das Spiel, während das Licht für mich der Grund des Lebens war.“
Das LICHT (in uns) wäre also der Urgrund und die Quelle des Lebens. Und wenn sich das Licht ‚bricht‘, wie wir sagen, entstehen die Farben. Und so sind die Farben das aufgefächerte Licht. Hier ist natürlich vom seelischen Lichtgrund die Rede, vom inneren Licht (denn das äußere konnte er nicht mehr erleben).
Wir müssen uns klar sein: Das innere (seelische) Licht und das äußere (physikalische) Licht sind etwas Verschiedenes! Doch sie scheinen gleichen ‚Gesetzen‘ zu gehorchen.
Beide Arten von Licht können sich teilen (oder ‚brechen‘). Sie fächern sich auf in ein Spektrum von sechs Farben: den drei Grundfarben und den drei ‚ergänzenden‘ Komplementär-Farben. Und wenn sich eine Grundfarbe mit ihrer Komplementär-Farbe vereint, dann entsteht daraus wieder die Einheit des klaren Lichts.
Wenn z.B. die komplementären Licht-Farben BLAU und ORANGE einander anziehen und vereinen, dann wird ‚alles klar‘, denn es entsteht klares Licht. (Oder seelisch gesehen: Wenn eine auf ‚blau‘ gestimmte ‚Schwingung‘ sich mit einer (komplementären) ‚orange‘ gestimmten ‚Schwingung‘ verbindet, dann wird plötzlich ‚alles klar‘, und es entsteht daraus eine ‚helle‘ und harmonische Stimmung).
Ähnliches lässt sich auch auf der rein physiologischen Ebene beobachten. Dazu ein Beispiel: Wenn man eine Weile lang auf einen blauen Kreis oder Fleck an der Wand schaut und dann die Augen schließt: Was sieht man jetzt als inneres „Nachbild“? Wir würden natürlich ein blaues Bild erwarten – aber wir sehen einen orangenen Kreis! Denn die ‚blaue Energie‘ ruft unwillkürlich ihr ergänzendes Gegen-teil herbei, um sich zu einer harmonischen Ganzheit zu vereinen. Fazit: Die Natur sucht den Ausgleich, spielt mit ‚Teil ‘ und ‚Gegen-teil‘ und strebt nach ergänzender Harmonie.
Um das Wechselspiel von Licht und Farbe besser zu verstehen, kehren wir nochmal zurück zum physikalischen Licht: Wenn man ein Glasprisma ins Sonnenlicht hält, vollzieht sich die Brechung des Lichts in seine Farben – ein seltsamer Vorgang: Das ununterscheidbare reine Licht enthüllt ein Spektrum von Farben, die immer im Licht enthalten sind. Es erscheinen die drei (nicht mehr teilbaren) Grundfarben BLAU-ROT-GELB und die drei komplementären Mischfarben ORANGE-GRÜN-VIOLETT. Den gleichen Vorgang erleben wir bei der Entstehung des Regenbogens, wenn sich das ‚Prisma‘ des Regens vor die Sonne schiebt. Und wenn das Regen-Prisma verschwindet, überlagern und verdecken sich die farbigen Lichtwellen wieder in einer Weise, dass sie sich gegenseitig unsichtbar machen.
Diese Teilung und Vereinigung ist wie ein gleichnishaftes Spiel:
Die UREINHEIT, das reine Licht, entfaltet sich in seine VIELHEIT, in das Spektrum der Lichtfarben: Aus dem ALLEINEN wird eine VIELFALT. Und die Vielfalt faltet sich wieder zusammen zur EINHEIT.
Alles entspringt aus dem LICHT – und dieses grenzenlose Licht ist der allesbeseelende göttlich-schöpferische Urgrund des Seins. Im Hinduismus bezeichnet man ihn als Brahman, die Weltseele (und ist gleichbedeutend mit dem ‚göttlichen Licht‘) – und der Atman ist als ‚menschliche Seele‘ ein Teil davon.
Auch die biblische Schöpfungsgeschichte, die nichts anderes ist als ein mythologisches Gleichnis vom sich ewig erneuernden Schöpfungsspiel des Lebens, beginnt mit dem LICHT als dem Urgrund des Lebens: „Und Gott sprach: Es werde Licht. Und es ward Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war.“
Diesem Gleichnis zufolge wäre also das all-eine Licht eine Manifestation ‚göttlicher Schöpferkraft‘. (Dazu passen auch die Worte von Christus: „Ich bin das Licht der Welt.“)
Als erster Akt der Schöpfung wird in diesem Gleichnis das LICHT polarisiert in die Gegensätze hell und dunkel, wenn es da heißt: „Gott schied das Licht von der Finsternis“. Damit ist die POLARITÄT des Lebens geboren und die UREINHEIT in zwei Pole geteilt. Darauf erfolgt die weitere Auffächerung dieser Urkraft in die Fülle der ER-SCHEINUNGEN.
Wenn wir im inneren LICHT den Erlebensgrund der Seele sehen, so sind die sechs FARBEN die sichtbare ENTFALTUNG der Urkraft des Lichts.
Was wir Erleuchtung nennen ist ein Wieder-Eins-Werden mit der Quelle des Lichts in uns selbst. Allerdings ist die Erfahrung des inneren Lichts für uns nur schwer zugänglich. Das spirituelle Licht, von dem die erleuchteten Meister sprechen, liegt tief verborgen im Grunde der Psyche. Es ist meistens nur in einer tiefen meditativen Versenkung oder in gezielter Aktivierung erlebbar. Dagegen können wir die Farben dieser Licht-Quelle viel leichter in ihrer Ursprünglichkeit erleben. Und wenn wir das ‚bunte Leben‘ – in allen seinen Farben – intensiv erleben, kommen wir der spirituellen Licht-Quelle in uns auch immer näher.
C.G. Jung bezeichnet die Farben als die „Muttersprache der Psyche“ und erkennt darin archetypische Kräfte. ‚Archetypisch‘ bedeutet, dass die ‚elementaren‘ seelischen Phänomene allen Menschen, egal welcher Rasse und Herkunft, von Natur aus angeboren sind. Das heißt aber nicht in einer gleich gewichtigen Weise, denn in der Intensität und der individuellen Beziehung zu den Farben sind wir unterschiedlich veranlagt. Dennoch haben wir ein mehr oder weniger gleiches Empfinden für sie. Die Farben sind ein Grundphänomen der Family-of-Men: eine alles-verbindende ‚Sprache‘, die keinen Dolmetscher braucht.
Fassen wir noch einmal zusammen: Die URENERGIE LICHT teilt sich auf in ihre sechs Farben – so wie aus einer einheitlichen Wurzel verschiedene Triebe entspringen. Das bedeutet, dass ein ganzheitliches Leben nur gelingt, wenn man alle Farben/Kräfte auch angemessen lebt. Würde man jede dieser Kern-Energien in ihrer Fülle und Intensität leben, so würde es sich unendlich vielfältig und ‚reich‘ anfühlen. Wenn in unserem Leben und Erleben aber eine oder mehrere dieser Kräfte fehlen, dann leben wir – im eigentlichen Wortsinn – mit einem Fehler! (Das ist – simpel gesagt – der Normalfall. Das Bild unserer von leeren Informationen und Reizen überschwemmten und ‚verkopften‘ Gesellschaft ist auch das Bild eines fehlerhaften und ‚farblosen‘ Lebens.)
Das Missverhältnis zwischen dem ‚Kopf‘ und den ‚Sinnen‘ drückte schon dem Doktor Faust in Goethes Drama auf die Seele, als er zu seinem wissbegierigen Begleiter die Worte sprach: „Grau, teurer Freund, ist alle Theorie und grün des Lebens goldener Baum“. Goethe hat sich intensiv mit den Farben befasst und sah in ihnen ‚Urphänomene‘ des Lebens.
Hermann Hesse, der seiner Leidenschaft für die Farben in Hunderten von gemalten Bildern und Aquarellen Ausdruck verliehen hat, beschwört in einem euphorischen Gedicht die
Magie der Farben
Gottes Atem hin und wieder,
Himmel oben, Himmel unten,
Licht singt tauendfache Lieder,
Gott wird Welt im farbig Bunten.
Weiß zu schwarz und warm zum kühlen
fühlt sich immer neu gezogen,
ewig aus chaotischem Wühlen
klärt sich neu der Regenbogen.
So durch unsere Seele wandelt
tausendfach in Qual und Wonne
Gottes Licht, erschafft und handelt,
und wir preisen ihn als Sonne.
Die Farben des Lichts gleichen energetischen Strömen, die aus der untergründigen Quelle des seelischen Lichts entspringen. Wer diese verschiedenen Ströme wirklich lebt, der erlebt eine sinnenhafte Fülle des Lebens. Ein helles und erfülltes Leben verwirklicht sich in den sechs Farben-Energien – und die bedeuten eine zweifache Trinität: die drei Grundfarben BLAU-ROT-GELB und die drei komplementären Farben ORANGE-GRÜN-VIOLETT.
Diese Kernenergien fügen sich nur dann zu einer harmonisch hellen Einheit, wenn wir sie alle leben und er-leben – und dies in einem stimmigem Maß.
Sechs Grundkräfte des Lebens – das erscheint uns – angesichts der Vielfältigkeit des Lebens – zunächst als eine unsinnige Vereinfachung. Doch wer sich in die weitgespannte ‚Welt‘ einer der sechs Farben und in die Variationsbreite ihrer unendlich vielen Erscheinungen vertieft, der ist überrascht, wie viele Nuancen, Bilder, Formen, Gestalten, Ausdrucksweisen, Gefühls-Töne und Farb-Töne jede Farben-Energie annehmen kann. Vergleichbar mit den wenigen Tönen der Musik können daraus unendlich viele Kompositionen entstehen – in der physischen Außenwelt ebenso wie in der seelischen Innenwelt.
(Als Grund-Prinzipien von Kosmos und Leben könnte man die Farben mit den zwölf Archetypen der Astrologie vergleichen – doch schon die doppelte Anzahl weist darauf hin, dass die astrologischen Archetypen bereits komplex wirkende Phänomene und nicht so fundamental sind wie die Farben des Lichts.)
Wer sich auf eine Entdeckungsreise in die drei Grundfarben und die drei Komplementärfarben macht, der entdeckt das Leben auf eine ursprüngliche Weise. Er erlebt es weniger durch Begriffe, sondern durch ein-leuchtende Bilder und Ein-sichten. Bilder bilden und formen uns. Farb-Töne und musikalische Klänge gehen in Ein-klang mit unserem Fühlen und Erleben.
Jede der Farben entspricht einer fundamentalen Lebens- und Gefühlskraft, jede ist eine besondere schöpferische Energie. Und jede webt und wirkt mit am Bild und ewigen Werden und Vergehen der Schöpfung. (Ich bin hier bewusst nicht auf eine Beschreibung der ‚Natur‘ und Wirkungsweise der sechs Farben eingegangen – das könnte ein Buch füllen. Außerdem wollen die Farben-Kräfte erlebt, im Bild gesehen, gefühlt, als Klangfarben gehört oder als Phantasiebilder imaginiert werden – und da ist ein Seminar die passende Bühne dafür.)
Man er-kennt sich tiefer, indem man sich selbst und sein Potential in der Resonanz mit leuchtenden Farben und leuchtenden Bildern wieder-erkennt – dann wird man auch im täglichen Leben sinn-voller ‚Farbe bekennen‘.
Was man in der Wahrnehmung der Farbenkräfte vor allem erfährt, sieht, spürt, fühlt und erkennt, ist das, was wir einen tieferen ‚Zusammenhang‘ nennen von (scheinbar unterschiedlichen) Phänomenen. Unsere Gefühle, unsere Gedanken und unsere Handlungen wirken harmonischer zusammen, wenn ein ‚erhellendes Prinzip‘ alle Ebenen in uns verbindet – das gilt für die psychische ebenso wie für die physische Welt.
Die Farben leben in einem Licht-Spiel, und wer sich mit seinen Sinnen auf dieses Spiel tiefer einlässt, wird überrascht sein, wie viel spielerischer und ‚einleuchtender‘ seine Gedanken dann auch mit den Erscheinungen dieser Welt spielen.
* * *
Psychedelische LSD-Erfahrung der inneren Farben
aus den Tagebüchern von Anais Nin:
Um einen Eindruck von den außerordentlichen und geradezu rauschhaften Farbenenergien und imaginativen Kräften zu geben, die in unserem tieferen Unbewussten schlummern, ist nachstehend eine Passage aus einer LSD-Erfahrung zitiert, die als Auszug den Tagebüchern von Anais Nin entnommen ist. Die Schriftstellerin hat unter ärztlicher Aufsicht einen LSD-Trip erlebt und davon in ihrem Tagebuch ausführlich berichtet.
Man bedenke dabei, dass es nicht die LSD-Droge ist, die diese phantastischen Bilder, Klänge und Gefühle hervorbringt, sondern die unbewusste Psyche in ihren tiefsten Schichten. Die Droge hat nur die physiologische Funktion des ‚Schleusenöffnens‘. Nicht die Droge träumt diese Erscheinungen, sondern der seelische Mensch!
Indem die Droge diese tieferen und ungesteuerten energetisch-emotionalen und visuellen Kräfte freisetzt, wird unser kontrollfähiges Bewusstsein geradezu überschwemmt und außer Kraft gesetzt. Das kann auch bittere Folgen haben: Auch Sehnsucht kann zur Sucht werden!
Anais Nin schrieb, sie würde dieses Experiment nicht wiederholen – danach fühlte sich ihr tägliches Leben noch lange sehr ‚grau‘ an (denn für unser Nervensystem bedeutet so ein forcierter ‚Trip‘ eine Überforderung und Erschöpfung). Sie plädiert dafür, andere und geeignetere Wege zu gehen, um die untergründigen Licht- und Lebenskräfte schrittweise in sich zu entwickeln und die Welt solcher psychedelischer Träume zu erleben.
Hier ein kurzer Auszug aus den Tagebüchern von Anais Nin:
„Zuerst schien alles unverändert, aber nach einiger Zeit bemerkte ich als erstes, dass der Teppich nicht länger flach und leblos war, sondern sich in ein Feld bewegter und wogender Haare verwandelt hatte, wie Seeanemonen oder ein Weizenfeld im Wind. Dann bemerkte ich, dass Türen, Wände und Fenster sich verflüssigten. Alles Starre verschwand. Es war, als wäre ich auf den Grund des Meeres gestürzt, wo alles wogte und schwankte …
Ich verließ den Raum und trat hinaus in den Garten: Die Strahlen der Sonne blendeten mich; jeder der goldenen Sonnenflecken vervielfachte und vergrößerte sich; die Wolken flogen mit unglaublicher Geschwindigkeit vorbei.
Ich wendete meinen Blick vom Garten ab und der glatten Tür zu, auf der delikate persische Muster, Blumen, Mandalas, Ornamente in perfekter Symmetrie erschienen. Während ich sie entwarf, verströmten sie ihre Musik. Wenn ich eine lange orangefarbene Linie zog, entströmte ihr ein orangener Ton. Mein Körper schwamm und flog. Ich fühlte mich fröhlich, unbeschwert und spielerisch. Es bestand eine vollkommene Beziehung zwischen meinem Körper und allem, was passierte. Zum Beispiel bereiteten mir die Farben der Ornamente ebenso großen Genuss wie die Musik.
Der Gesang der Spottdrosseln wurde vervielfältigt, und sie klangen, als wären sie ein ganzer Wald singender Vögel. Meine Sinne wurden vervielfältigt, als habe ich hundert Augen, hundert Ohren, hundert Fingerspitzen.
Die Wandgemälde, die erschienen, waren vollendet; sie waren orientalisch, zerbrechlich und meisterhaft. Aber dann verwandelten sie sich in orientalische Städte mit Pagoden, Tempeln, üppigen chinesischen Altären in Gold und Rot und in balinesische Musik. Die Musik vibrierte durch meinen Körper, als sei ich eines der Instrumente, und ich fühlte, dass ich zu einem ganzen Schlagzeugorchester wurde, dass ich grün wurde, blau und orange. Die Tonwellen rannen durch meine Haare wie eine Liebkosung. Die Musik glitt den Rücken hinunter und kam aus meinen Fingerspitzen heraus. Ich war eine Kaskade rot-blauen Regens, ein Regenbogen. ….
Sobald ein Muster geboren war und sich zusammenfügte, löste es sich wieder auf. …
Jede Form, jede Linie verströmte eine vollkommene Harmonie, ihr musikalisches Äquivalent in Übereinstimmung mit dem Entwurf. Eine wellenförmige Linie verströmte eine anhaltende wellenartige Melodie. … Die Musik wurde wilder, es entstand eine Flutwelle von Tönen, in der Gongs und Glocken überwogen. Goldspitzen verströmten lang anhaltende Flötentöne.
Jede Linie und jede Farbe atmete und veränderte sich unaufhörlich. …
* * *
Ein Traumbeispiel
Oft suchen unsere Träume einen Weg in die unbewusste Welt der inneren Farben, um dort das „Wasser des Lebens“ zu schöpfen – so wie im folgenden Traum-Beispiel einer Frau:
„Ich befinde mich in einem riesigen einsamen Park. Da begegnet mir eine Nonne. Diese führt mich zu einer verborgenen Pforte und sagt mir, ich solle da hinuntersteigen. Nach einigem Zögern entschließe ich mich, der Frau zu gehorchen, ich überschreite die Schwelle und steige hinunter ins Dunkle; es führt eine Wendeltreppe tiefer und tiefer. Endlich sehe ich in der Ferne einen Lichtschein, dem ich folge. Plötzlich stehe ich vor einem großen goldenen Brunnen, der aussieht wie eine Orgel. Alles ist hell erleuchtet, eine heilige Atmosphäre. Ein Priester steht vor mir, reicht mir einen goldenen Becher und gebietet mir, daraus von dem ewig lebendigen Wasser zu trinken.“
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Ein Nahtodeserlebnis mit Licht und Farbe
Am wunderbarsten scheint sich das Spiel von Licht und Farbe in der Seele in den Augenblicken zu offenbaren, wenn die Seele beginnt, den Körper zu verlassen. Es gibt unzählige Berichte von ‚Nahtodeserfahrungen‘, in denen Menschen, die bereits als ‚klinisch tot‘ galten, durch Reanimation in ihren Körper zurückgekehrt sind und von Licht- und Farben-Erlebnissen berichten, die so wunderbar sind, dass sie sprachlich kaum beschreibbar sind.
Auf dem Buchmarkt ist eine Vielzahl solcher Erfahrungen veröffentlicht. Aus einer Dokumentation von Kenneth Ring „Den Tod erfahren – das Leben gewinnen“ stammt der folgende Bericht eines neunundvierzigjährigen Mannes:
„Zuerst nahm ich wunderbare Farben wahr, alle Farben des Regenbogens. Sie wirkten durch das kristallisierte Licht noch kräftiger, leuchteten hell nach allen Seiten. Es war, als fiele dieses Licht durch ein Prisma aus einem herrlichen reinen Diamanten auf mich, andererseits hatte ich gleichzeitig das Gefühl, mich in seinem Zentrum zu befinden. …
In meinen Ohren klang Musik, so wunderbar, wie kein Komponist sie je zustande bringt. Sie war nicht von dieser Welt. Sie war besänftigend, zart und wärmend und schien tief aus meinem Inneren zu kommen.
All dies geschah mit mir, während ich mich in diesem besonderen Bewusstseinszustand befand. Es war mit nichts vergleichbar, was ich je erlebt hatte und war mir trotzdem so vertraut, als hätte ich schon immer davon gewusst. …
Während sich meine Sinne immer mehr erweiterten, sah ich Farben, die über das Spektrum des Regenbogens hinausreichten. …
Mein Bewusstsein besaß einen Radius von 360 Grad. Ich hatte das Gefühl, mich im Zentrum einer Lotusblume zu befinden, die ihre Schönheit in alle Richtungen entfaltet. Ich wurde mir bewusst, in der Mitte eines Tunnels zu sein, und ich näherte mich einem Licht am anderen Ende. ….
Das Licht leuchtete in den prächtigsten Farben, lebhaft und vibrierend. Es strahlte nach außen in einem gleißenden Weiß, über dem so etwas wie ein Hauch von Gold lag. Ein starkes Gefühl von Freude und Ehrfurcht erfüllte mich. Ich wurde von einer unbeschreiblichen Woge von Liebe erfasst. Mir war, als stünde ich am Ursprung meines Lebens.“
* * *